Auszug aus dem Tätigkeitsbericht 2020
Trotz des Lockdowns im Frühjahr 2020 und dem damit verbundenen Rückgang der Stromerzeugung um fast 6 % gegenüber dem Vorjahr konnten die erdgasbefeuerten Kraft- und Heizkraftwerke ihren Anteil an der Stromerzeugung um 3,6 % steigern. Aufgrund ihrer hohen Flexibilität sind gasturbinenbasierte Stromerzeugungsanlagen der ideale Partner der erneuerbaren Energien, die in 2020 bereits einen Anteil von 47 % an der eingespeisten Strommenge hatten.
Nachdem der Kohleausstieg in Deutschland beschlossen ist und der CO2-Reduktionspfad nochmals verschärft wurde, bietet die Gasturbinentechnik in Verbindung mit dezentralen Anlagen zur Kraft-Wärme-Kopplung ideale Voraussetzungen für die Energiewende. Sie hat dazu beigetragen, dass die Minderung der Treibhausgasemissionen in Deutschland um 30 %, in Europa um 36 % von 2005 bis 2019 schon über den ursprünglichen Zielvorgaben liegt. Die Deutsche Emissionshandelsstelle im Umweltbundesamt hat als ständiger Begleiter des ASUE-Gasturbinenexpertenkreises diesbezüglich beim Treffen der Anlagenbetreiber am 30.09.2020 berichtet.
Aufgrund der Corona-Pandemie fand die Sitzung nach 35 Jahren erstmals im Online-Format statt, was jedoch der Diskussion über aktuelle Themen der Branche keinen Abbruch tat.
Das Risikomanagement bei neuen Projekten sowie bei bestehenden KWK-Anlagen bleibt, egal mit welchen Gasen bzw. Brennstoffen Gasturbinen zukünftig betrieben werden, ein wichtiges Thema. Der Expertenkreis hat hier mit der Rosenthal Assekuranz seit seinem Bestehen einen kompetenten Partner, der genau über die Risikobegegnung und mögliche Versicherungskonzepte informiert. Im engen Zusammenhang mit dem Risikomanagement steht die zustandsorientierte Wartung von Stromerzeugungsanlagen. Interessante Einblicke aus der Sicht eines Forschungsinstitutes gaben hier Herr Dr. Wirsen und Herr Dr. Adrian vom Fraunhofer-Institut für Techno- und Wirtschaftsinformatik.
Wie man kurze Stillstandzeiten bei notwendigen Überholungen und Wartungen an Gasturbinen gewährleisten kann, darüber referierte Herr Zugmann von der Firma EthosEnergy Light Turbines. Das Unternehmen bietet vielfältige Service-Produkte für den weltweiten Power-Generation Markt an. Dabei agiert Ethos-Energy als von den Industriegasturbinenherstellern unabhängiger Anbieter für Wartung, Überholungen und Reparaturen.
Das Thema Wasserstoff und synthetische Gase und deren Rolle in der Energiewende wird landauf, landab diskutiert. Wenn auch die Prognosen von namhaften Instituten für einen Umstieg auf alternative Gase ab 2030 etwas früh erscheinen, haben sich Gasturbinenhersteller bereits jetzt schon auf diese Situation eingestellt. Herr Dr. Hofmann von der Siemens Energy berichtete über die Strategie seines Unternehmens zur Dekarbonisierung. Bei einer französischen Papierfabrik ist ein Pilotprojekt im Gange, das eine Industriegasturbine der 12 MW-Klasse für den Wasserstoffeinsatz in Verbindung mit Erdgas flexibilisiert. Zum Projektende im Jahr 2023 ist ein 100 %-iger Wasserstoffbetrieb geplant. Auch von Kawasaki hört man Neuigkeiten dergestalt, dass der bereits in der 1,7 MW-Maschine umgesetzte 0...100 %-ige H2-Einsatz auf die 4 bis 7 MW-Größenklasse hochskaliert wird.
Besondere Bedeutung erlangt im Hinblick auf die Wasserstoffbeimischung im Erdgasnetz, die Erkennung der Gasbeschaffenheit über kostengünstige Messsysteme bzw. die Verknüpfung mit schnellen Regelsystemen. Die swb Erzeugung AG & Co. KG aus Bremen hat im Rahmen der Gasbeschaffenheitsumstellung von L- auf H-Erdgas in ihrem Versorgungsgebiet umfangreiche Erfahrungen mit einem neuartigen Wobbe-Index Messverfahrens sammeln können.
Neben den vorgenannten Themen wurden von der ASUE aktuelle Rahmenbedingungen zu Gesetzesänderungen erläutert.
Für das anstehende Treffen in 2021 gibt es wieder ein interessantes und umfangreiches Programm, zu dem alle interessierten Kreise gerne eingeladen sind.
Dietmar Jelinek
München