CO2-Niedrig-Haus: Mehr Erdgas für geringere Energiekosten und weniger Umweltbelastung Niedrigenergiehäuser sind im Wohnungsneubau schon lange keine Seltenheit mehr. Doch wie kann man Gebäude über diesen Standard hinausgehend noch effizienter gestalten? Mit dieser Frage beschäftigte sich nach Informationen der ASUE Arbeitsgemeinschaft für sparsamen und umweltfreundlichen Energieverbrauch e.V. schon vor mehreren Jahren ein Konsortium aus dem Wohnungsbauträger BREBAU, der gemeinnützigen Klimaschutzagentur Bremer Energie-Konsens, der Ruhrgas und dem Energieversorger swb Enordia. Im Ergebnis entstand das Modellprojekt „CO2-Niedrig-Haus“, das ab dem Jahr 2000 im Bremer Stadtteil Brokhuchting realisiert wurde. Die Grundlage für dieses Projekt bildeten 68 standardmäßige Niedrigenergiehäuser mit einer Wohnfläche zwischen 95 und 150 Quadratmetern und einer hochwirksamen Wärmedämmung zur Senkung des Heizenergiebedarfs, deren jährlicher Heizwärmebedarf mit 35,6 kWh/m2 den für Niedrigenergiehäuser geltenden oberen Grenzwert von 65 kWh/m2 deutlich unterschreitet. Davon wurden 15 mit einem besonderen Haustechnikkonzept als CO2-Niedrig-Haus umgestaltet, in dem der Energieträger Strom so weit als möglich durch Erdgas substituiert wurde. So besitzen die CO2-Niedrig-Häuser eine zentrale, Erdgas basierte Warmwasserbereitung für das gesamte Gebäude, an die über eine Zirkulationsleitung alle Warmwasserzapfstellen angeschlossen sind, und verzichten auf die dezentrale Warmwasserbereitung, beispielsweise durch Elektro-Untertischspeicher. Dazu wurde ein neues, integriertes Wärmeerzeugerkonzept speziell für dieses Projekt entwickelt, bei dem das Prinzip konventioneller Kessel-Speicher-Kombinationen umgekehrt wird, denn hier heizt der Brenner direkt den 200 Liter fassenden Trinkwasserspeicher auf. Bis zu 7 kW Heizenergie können dann wiederum aus dem erwärmten Trinkwasser mittels eines Wärmetauschers ausgekoppelt werden. Das reicht vollkommen aus, liegt doch der Heizwärmebedarf eines solchen CO2-Niedrig-Hauses bei nur rund 6 kW. Ein weiterer Unterschied zur konventionellen Haustechnik besteht darin, dass sämtliche haustechnischen Geräte wie Geschirrspülmaschinen und Waschmaschinen, die für ihren Betrieb warmes Wasser benötigen und dies üblicherweise mittels strombeheizter Heizspiralen erzeugen, direkt an die gebäudeweite Warmwas¬ser¬versorgung angeschlossen sind. Da die Geräte deswegen auch keine Aufheizzeit mehr benötigen, verkürzt sich darüber hinaus deren Betriebszeit, woraus sich weitere Energieeinsparungen ergeben. Haushaltsgeräte mit Heizfunktion – beispielsweise Herd oder Wäschetrockner – werden dagegen direkt mit Erdgas betrieben und ganz einfach über die an den verschiedenen Stellen im Haus installierten Erdgassteckdosen angeschlossen. Damit die Bewohner auch alle technischen Voraussetzungen der Gebäude für ein umweltschonendes und kostenoptimiertes Wohnen voll ausschöpfen konnten, erfolgte noch eine Energieberatung, in deren Rahmen unter anderem Hinweise für eine optimale Einstellung der Heizung gegeben wurden. In den Jahren 2001 bis 2003 wurden die Bewohner von 15 CO2-Niedrig-Häusern sowie von acht Standard-Niedrigenergiehäusern im Rahmen der sozialwissenschaftlichen Begleitung des Projektes mehrmals in unterschiedlicher Form zu jeweils anderen Themen befragt. Kriterien waren dabei unter anderem die Beurteilung der Energieversorgung und der Besonderheiten der CO2-Niedrig-Häuser, energierelevante Lebensgewohnheiten und Grunddaten, eine Beurteilung der Heizung und Warmwasserbereitung sowie die Einschätzung des Strom- und Gasverbrauchs. Nach deren Auswertung konnten aus dem Projekt unter anderem folgende Ergebnisse abgeleitet werden: Insgesamt ist die Wohnzufriedenheit der Bewohner sehr hoch. Die Heizungsanlage, die Warmwasserversorgung sowie die Energieversorgung mit Erdgas werden positiv bis sehr positiv bewertet und der Umgang mit den Erdgas basierten Haushaltsgeräten bereitet keine Probleme. Wie zu erwarten, ergab sich zwischen den CO2-Niedrig-Häusern und den Vergleichsgebäuden ein deutlicher Unterschied hinsichtlich des Stromverbrauchs: durchschnittlich 2.930 kWh pro Jahr zu im Mittel 4.300 kWh pro Jahr in konventionellen Vergleichsgebäuden. Das entspricht einer Einsparung von jährlich knapp 1.400 kWh beziehungsweise rund 32 Prozent. Dem steht eine Steigerung des Erdgasverbrauchs aufgrund der zusätzlichen Verbraucher von gemittelten 3.200 kWh pro Jahr gegenüber. Daraus ergab sich auf der Basis der Preise von April 2004 eine Einsparung bei den Energiekosten von rund 120 Euro, was etwa zehn Prozent entsprach. Bei den Kohlendioxid-Emissionen konnte das Brokhuchtinger Projekt eine Senkung um im Mittel 9,1 Prozent erzielen. Das Emissionsvolumen lag bei den konventionellen Niedrigenergiehäusern bei knapp 5.950 kg/Jahr, bei den CO2-Niedrig-Häusern dagegen bei durchschnittlich 5.400 kg/Jahr. Fazit der Projektteilnehmer: Wie die Ergebnisse belegen, rechnet sich der konsequente Einsatz von kostengünstigen und energieeffizienten Haushaltsgeräten sowohl für den Geldbeutel als auch für die Umwelt. Dabei ist eine umfassende Versorgung von Gebäuden mit Erdgas technisch einfach und zu denkbar geringen Mehrkosten umsetzbar, denn in Brokhuchting beliefen sich die Aufwendungen für die Erdgas- und Warmwasserinstallationen im ganzen Haus nur auf etwa 0,5 Prozent der gesamten Baukosten. Eine ausführliche und kostenlose Dokumentation des Projektes kann als pdf-Dokument von der Internet-Seite www.energiekonsens.de herunterladen werden. ASUE 5.663 Zeichen