Gasnetz der Zukunft: Nun doch Erdgas und Wasserstoff gemeinsam?
Werden Wasserstoff und Methan bzw. Erdgas nun doch gemeinsam durch das Gasnetz transportiert? Bisher sah es in der Diskussion um die Zukunft des Wasserstoffhochlaufs so aus, dass reiner Wasserstoff in separaten, in großen Teilen neu zu konstruierenden Leitungen transportiert werden müsse. Die Bundesnetzagentur und andere Fürsprecher dieser Lösung wollten dadurch u. a. erreichen, dass grüner Wasserstoff zuallererst in konzentrierter Form dorthin gebracht würde, wo sein Einsatz nach heutigem Stand alternativlos erscheint.
Daraufhin haben sich verschiedene Verbände und Unternehmen der Gaswirtschaft zu Wort gemeldet. Denn die Puristen der erneuerbaren Energie möchten keine Mischung von grünem Wasserstoff mit fossilem Methan sehen und gleichzeitig den aktuellen Platzhirschen der Gasversorgung einen Riegel vor die in langen Jahren erarbeitete Marktstellung schieben. Dem hält ein Großteil der Gaswirtschaft entgegen, dass die volkswirtschaftlichen Kosten des Wasserstoffhochlaufs bei gemischtem Transport mit Methan deutlich geringer seien, da der Großteil des Leitungsnetzes und auch die Speicher schon heute bestünden und die Umrüstkosten überschaubar seien. Außerdem bestehe dann nicht das Risiko, dass die hohen Kosten für ein neues, reines Wasserstoffnetz auf die Gaskunden umgelegt würden.
Vor diesem Hintergrund hat sich die Regierungskoalition Anfang Juni darauf geeinigt, eine Anpassung des regulatorischen Rahmens zur gemeinsamen Regulierung und Finanzierung der Gas- und Wasserstoffnetze von der Bundesregierung zu fordern. Diese muss sich daraufhin auf EU-Ebene für die entsprechenden Änderungen einsetzen, da dort aktuell eine gemeinsame Regulierung verhindert werde. Ebenso sprechen sich die Koalitionäre dazu aus, weitere Förderinstrumente für den Aufbau der Wasserstoff Versorgung zu schaffen. (Weitere Informationen bei energate)
Wasserstoff auch im Haus- und Quartierseinsatz
Der Plan ist, den Auftrag an die Bundesregierung noch vor der Sommerpause 2021 zu erteilen. Die ASUE begrüßt diese Entscheidung ausdrücklich. Denn mit der gemeinsamen Regulierung wird die Möglichkeit eröffnet, auch den bisher nachrangig behandelten Wärmemarkt mit den grünen Vorteilen vom klimaneutralen Wasserstoff zu dekarbonisieren. Die Gaskunden erhalten dann für ihre Gasbrennwertthermen, Blockheizkraftwerke und Brennstoffzellen nämlich ein Gasgemisch, dass sie ohne weitere Umstellung nutzen können. Die technischen Voraussetzungen in den Geräten werden dafür seit mehr als einem Jahr von beinahe allen Herstellern angeboten und in Neugeräten schon verbaut.
Damit die Anpassung neben der Anwendungstechnik auch bei den Zuleitungen gelingt, haben Stadtwerke und Energieversorger im gesamten Bundesgebiet kleine Teilnetze abgetrennt und untersuchen dort separat, wie sich die jeweils installierte Technik bei steigenden Anteilen von Wasserstoff im Erdgas verhält. Die meisten Projekte (z. B. in Hamburg-Bergedorf, Öhringen, Ludwigshafen oder in Sachsen-Anhalt) haben dabei eine obere Beimischungsgrenze von 30 % Wasserstoff im Plan. Mit diesen Projekten werden die sicherheitstechnischen Ergebnisse ermittelt, die für einen unfallfreien und verlässlichen Betrieb jeder Heizungsanlage auch in Zukunft notwendig sind.
Thomas Wencker
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